Aus Schweden kommen nicht nur preiswerte Möbel: Jeanette Lindström ist ein Name, zu dem Ihr als Vocal Jazz-Fans auch eine musikalische Erfahrung machen solltet. Mit „Walk“ veröffentlicht die Künstlerin bereits ihr viertes Album; immerhin ist sie in ihrer Heimat schon lange erfolgreich und seit über 10 Jahren im Geschäft. Ob ihre Musik nun nobelpreisverdächtig ist, sei dahingestellt, doch 1995 wurde sie nach dem Erscheinen ihres Longplayer-Debüts ausgesucht, am Ende des berühmten „Nobel Dinners“ im Rahmen der Nobelpreisverleihung für einen musikalischen Abschluss zu sorgen.
Seither weiß nicht nur die Fachpresse Jeanette Lindström zu schätzen, sondern sie konnte zwei weitere CDs erfolgreich veröffentlichen und an den Projekten zahlreicher anderer Interpreten mitwirken. Dabei blieb ihre Arbeit nicht auf Jazz alleine beschränkt, sondern konnte sie sich in ganz verschiedene Genres einbringen, wovon sie selbst in ihrer künstlerischen Entwicklung auch wieder profitiert hat.
In den Konzerthallen und Jazz Clubs Schwedens ist Jeanette Lindström zu einer festen Größe geworden. Auch außerhalb Schwedens konnte sie schon oft auf der Bühne stehen: Vor allem in den skandinavischen aber auch in anderen europäischen Ländern sowie in den USA und Japan hat sie ihren Fans die Gelegenheit geboten, ihre Kunst live zu genießen.
Die beste Jahreszeit für „Walk“ ist ganz klar der Herbst, denn diese CD ist geprägt von einer dezent melancholischen Stimmung, die sich am wirkungsvollsten an Regentagen mit facettenreichen Wolkenformationen am Himmel entfaltet. Darüber hinaus empfehlen sich für den optimalen Genus auch die späten Abendstunden, in denen man vor Störungen jedweder Art sicher abgeschottet ist und seinen Gedanken bei einer guten Tasse Tee oder heißer Schokolade nachhängen und sein Leben reflektieren kann. So traurig die Musik von Jeanette Lindström hier stellenweise auch klingt, ist es doch andererseits eine Freude, dem hellen Klang ihrer Stimme gewahr zu werden.
Wie die Hülle ist auch das Booklet der CD in anspruchsvollem Schwarz-Weiß gehalten und passt so bestens zur Musik. Gleichzeitig resultiert daraus optimale Lesbarkeit der Lyrics, deren Vorhandensein in Schriftform den positiven Eindruck bei diesem Werk verstärkt. Bis auf zwei Songs („Trains And Boats and Planes“ von Burt Bacharach sowie „Two Lonely People“ von Bill Evans) hat Jeanette Lindström alles selbst komponiert. Mit ihrer hohen, aber kräftigen Stimme trifft sie auch die sanften, dunkleren Töne sehr gut.
„Walk“ ist die Art von CD, die bewirkt, dass Euch schon bei einem leichten kalten Lufthauch ein kleines Frösteln überkommt, weil sie Euer Empfinden dafür durch ihre oft so zurückhaltend instrumentierten Stücke wirkungsvoll verstärkt. Bereits mit ihrem phantastischen Intro (zumeist der überflüssigste Track einer CD) hat Jeanette Lindström mein Herz weit geöffnet und verwundbar gemacht.
Künstler: Jeanette Lindström | Album: Walk | Label: Amigo / Edel | VÖ: 25. Oktober 2004