Britischer R&B klingt anders als der aus den USA, vielleicht hätten Jamelia’s Produzenten das akzeptieren sollen. Jedenfalls wirkt „Thank You“ auf nervige Art darum bemüht, wie ein US-Produkt zu tönen. So natürlich-poppig, so unverkrampft heiter wie die Debüt-Single „Superstar“ ist der Rest des Albums leider überhaupt nicht. Allenfalls der Titeltrack reicht da halbwegs heran.
Zuviel Harmonie kann auch anstrengend, vor allem langweilig sein, doch die auf Clubtauglichkeit gedrillten Beats fühlen sich oft abgestanden an, sind mit zu vielen Technik-Tricks aufgepumpt, so dass meinerseits an ein Durchhören von Anfang bis Ende nicht zu denken ist. Für sich genommen haben einzelne Songs schon ein paar recht frische Ideen, und fast jeder Track hat Chartpotenzial. Da lässt sich fast alles in die europäischen Hitparaden bringen. Schade, dass eine so begabte R&B-Sängerin wie Jamelia, die ja auch schon bewiesen hat, dass sie viel kann, stimmlich nicht gegen die Produktion ankommt. Viel Gelegenheit, ihre Stimme auszureizen, hat man ihr mit diesen Songs eh nicht gelassen.
Die Gäste Bubba Sparxxx, Rah Digga und Asher D retten es auch nicht mehr. Mit „Thank You“ zielt man anscheinend auf ein sehr junges Publikum, das damit zufrieden ist, dass es laut blubbert und wummert und sich nicht daran stört, dass die Sängerin nur durch den Lärm hindurchquitscht. Gäbe es mehr Lieder wie „DJ“ und „B. I. T. C. H.“, könnte ich sagen: Gut, das ist also die Richtung, in die sie will. Die sind zumindest gut gemacht, nicht so soundtechnisch zugekleistert wie „Bounce“ oder „Antidote“ und klingen auch nicht so „1000x gehört“ wie „Bout“. Zu diesem Gewieher in „Cutie“ fällt mir nicht viel ein, das sorgt für Ratlosigkeit.
Da bleibt als Fazit nur die Hoffnung auf ein drittes Album, bei dem Jamelia ihre Stimme auch nutzen kann, das nicht nur auf kaugummiartigen Teenager-R&B setzt, die Hoffnung auf ein Album, auf dem sie auch richtig singen darf.
Künstler: Jamelia | Album: Thank You | Label: Parlophone / EMI | VÖ: 13. Februar 2004