Wiederentdeckung ist zu tief gegriffen, Wiederauferstehung kommt seiner Geschichte näher. Howard Tate war für rund 30 Jahre verschwunden, und das gilt nicht nur für seine Karriere, sondern er war ebenso unauffindbar für so Viele aus der Musikindustrie, die gerne mit ihm gearbeitet hätten.
Der Tod seiner Tochter im Alter von nur 13 Jahren, das Scheitern seiner Ehe ein Jahr später und seine Drogensucht brachten ihn nach unten bis hin zur Obdachlosigkeit. Manch einer glaubte, Howard Tate wäre bereits tot, und so viel hätte wohl auch dazu nicht mehr gefehlt.
Mit „Rediscovered“ setzt der Künstler musikalisch genau dort an, wo er 30 Jahre zuvor aufgehört hatte. Produzent Jerry Ragovoy war auch damals für das meiste Material verantwortlich. Dabei wollte Ragovoy eigentlich nur seine alte Freundschaft mit Tate erneuern, nachdem er so lange nichts von ihm gehört hatte. Er hatte zunächst überhaupt nicht im Sinn, wieder gemeinsam zu arbeiten – war am Ende aber doch derjenige, der Howard Tate davon überzeugte, wieder als Musiker zu arbeiten.
Beim Hören von „Rediscovered“ könnte man sich auch überzeugen lassen, dass es sich um Aufnahmen aus den späten 60ern handelte – so nah dran ist der Sound auf dieser wunderbaren CD. Der warme Soul – manchmal bluesy, manchmal funky, geht zu Herzen. Hoffentlich führt „Rediscovered“ auch zu einer (Wieder-) Entdeckung der alten Alben durch nachgewachsene Soul-Hörer, damit auf sein Comeback noch viele Songs dieser Qualität folgen. Einen Mangel an Neuerscheinungen hat die Krise der Musikindustrie zwar nicht bewirkt, doch so unaufwendiger, einfach guter Soul ist schon Mangelware.
So wie heute hatten sich auch damals die Kritiker beim Loben gegenseitig überholt, was die Arbeit von Howard Tate angeht, doch konnten die verschiedenen Labels, für die er aufgenommen hatte, das nicht in den erhofften kommerziellen Erfolg ummünzen. Mit seinem konsequenten Retro-Sound wird es in Zukunft wohl nicht anders aussehen, doch ist Howard Tate weder finanziell noch von seinem Selbstverständnis her auf Chart-Erfolge angewiesen. Er ist heute ein Prediger, der allerdings kein Problem darin sieht, weiter weltliche Musik zu machen. Der „Support“, den seine Gemeinde ihm gibt macht ihn unabhängig von jubelnden Soul-Fans.
Künstler: Howard Tate | Album: Rediscovered | Label: Private Music / BMG | VÖ: 12. Juli 2004