DJ Opossum hat eine Fluggesellschaft gegründet! „We Got Soul-Airlines“ ist eine Mixtape-Reihe, die eine ständige Verbindung zwischen Soul und Hip-Hop unterhält und Künstler wie Capital A, L-Boogie und Nazeha an Bord hat. Ganz nebenbei wandelt der Leipziger Produzent auf den Spuren von den Phat Cat Players: Mit dem Soulsong „Time In Love“ featured er den 60 Jahre alten Amerikaner Geoffrey Williams, dessen Bass dem von Barry White ebenbürtig ist.Gute Küche tischen wieder mal Slum Village auf. „Detroit Deli“ (Capitol/EMI) serviert Hip-Hop für Feinschmecker, der fernab vom Massengeschmack mundet. Mit geistvollen Geschichten und den Beats der Straße entziehen sich Slum Village gekonnt dem Schlund des populären Ungeheuers, das die Black Eyed Peas verschlungen hat. Schwer im Magen liegt das M.O.P.-Album „Mash Out Posse“ (Family First/PIAS). Die LP kommt Jahre zu spät. Wer braucht nach Run D.M.C.’s Treffen mit Aerosmith, Body Count und Cypress Hill im Sommer 2004 noch ein Rock-Rap-Album? „Ante Up“ mit einer Garnierung aus E-Gitarren („Robbin‘ Hoodz“) ist überflüssig wie der sprichwörtliche Kropf!
Anstrengend ist auch die Veröffentlichung von The Rammellzee. Die New Yorker Electro Funk-Legende mixt auf „Bi-Conicals of The Rammellzee“ (Gomma) krude und schrullige Wortkanonaden mit den Beats der 80er zu etwas, das mit „P-Electro-Punk“ nur unzureichend beschrieben werden könnte. Selbst Liebhaber der Robot-Sounds dürften damit nur eingeschränkt klarkommen.
Noch viel länger ist Smokey Robinson im Geschäft. Der Autor des Temptations-Evergreens „My Girl“ hat sich dem Gospel verschrieben und mit „Food For The Spirit“ (Liquid 8/CNR) erstmals ein spirituelles Album aufgenommen. Darauf flirtet er ungeniert mit dem Pop und driftet allzu oft in seichtes Fahrwasser ab. Die Zeiten haben sich eben geändert und die alten Platten mit den Miracles waren einfach besser. Das trifft auch auf Songs wie „Where Did Our Love Go“ und „This Old Heart Of Mine“ zu. Der Mann, der gemeinsam mit Holland & Holland diese All Time Hits schrieb – Lamont Dozier – hat als Alterswerk die eigenen Frühwerke neu eingesungen. Ein guter Song bleibt zwar ein guter Song, aber auf „Reflections of …“ (Jam Right Ent.) nimmt Dozier seinen eigenen Stücken gehörig Drive weg und dampft Motown’s Uptempo-Stomper zu Balladen ein – es war wohl gut so, dass andere Künstler sie damals interpretiert und zu Hits gemacht hatten.
Auf Gesang verzichten Pieces Of A Dream auf ihrem 13. Album weitgehend. Die 1975 von Grover Washington, Jr. entdeckte Band pendelt auf „No Assembly Required“ (Heads Up Int’l/In-Akustik) zwischen den Polen Smooth Jazz, R&B und Soul. Wieder einmal handwerklich perfekt gemachter, aber eben auch perfektionierter Fahrstuhl-Jazz für amerikanische Radioformate und relaxte Wochenenden.
Sehr (sehr!) schönen Country-Soul hat Jermaine Dupri mit seinem Schützling vom Lande, Anthony Hamilton, produziert. Die schlichten Songs auf „Comin‘ From Where I’m From“ (Arista USA/ARIS) erinnern oft an Stücke aus der Feder von Andrew Roachford. Hamilton hat seine Tracks, die ohne Schnörkel auskommen, selbst geschrieben. Ein Anforderungsprofil, das im Musikgeschäft endlich wieder Schule machen sollte!