Futuristischen Funk servieren Dynamo Productions auf „Get It Together“ (Unique Records). Dabei schaffen die Produzenten den Spagat zwischen aktuellen Dance Grooves und dem Funk ‚N‘ Soul der Sixties ‚N‘ Seventies. Da wird äußerst respektvoll mit dem wertvollen Liedgut umgegangen. Auch die DJs kommen an diesem clubbigen Gebräu nicht vorbei – so schaffte „Message From The King“ (im Smoove’s Remix auf dem Album enthalten) eine Notierung in den Deutschen Black Charts (DBC). In Zeiten, wo die Industrie ihre Bemusterungen eingefroren hat, ein Indiz dafür, dass die Platte auch tatsächlich in den Clubs läuft.Apropos Industrie: Die Schlipsträger sind ja erfinderisch im Aufziehen von Schubladen. So wird R&B-Sternchen Ciara schnell mal die Etikette Crunk ‚N‘ B aufgeklebt, nur weil sie über Beats singt, die im Süden produziert wurden. Und Crunk habe mit Bass in Miami angefangen und es sei nichts anderes als verlangsamte Bass Music, sagt Pitbull.
Der 23 Jahre alte Rapper mit kubanischen Wurzeln bildet auf „M.I.A.M.I.“ (TVT) diese zeitgenössische Miami Bass-Variante ab, die in Afrika Bambaataa’s „Planet Rock“ und schlussendlich in Kraftwerk ihre Wurzeln hat. Mit der Single „Culo“ konnte Pitbull im Sommer genug Vorschusslorbeeren einheimsen. Auf dem Album finden sich reihenweise würdige Nachfolger, die Party versprechen und von Dirty South-Ikonen wie Lil‘ Jon und Trick Daddy empfohlen werden.
Der Stern von Ayman ist noch nicht verglüht. Der Berliner, tunesischer Abstimmung, ist der bislang einzige, der mit einer deutschen R&B-Adaption einigermaßen punkten konnte, ohne seine credibility zu verlieren. Sein zweites Album „Nicht nur Worte“ ist beim eigenen Label AT-Records erschienen; wohl auch deshalb, weil der bisherige Majorpartner nicht an deutschen R&B glaubt. Der 30-Jährige schippert in Gewässern des amerikanischen Modern R&B und umschifft clever die Riffs, die Kollisionen mit Schlagern verursachen könnten. Auch die Produktion half ihm dabei, die die Kantigkeit unserer Sprache geschickt ausgeschliffen und in den Musikfluss eingebunden hat.
DJs können Songs wie „Egal“ und „Heut‘ Nacht“ problemlos mit Next oder B2K mixen – vor ein paar Jahren wäre so etwas noch undenkbar gewesen. Einen tiefen Einblick in sein Record Case gestattet Daddy G aka Grant Marshall, einer der Mitbegründer des Wild Bunch Soundsystems aus Bristol (aus dem später Massive Attack hervor gingen). In der Reihe „DJ-Kicks“ (! K 7 Records) mixt er ein entspanntes Set aus Dub, Reggae, Trip Hop und Funk. Auf der Playlist stehen The Meters neben Massive Attack und Barrington Levy. Es seien die Platten, die er nie aus seiner Kiste aussortiere, sagt der DJ. Keine Frage, Daddy G’s Set kickt!
Reggae-Altmeister Jimmy Cliff versucht sich am Brückenschlag. Auf „Black Magic“ (SPV) arbeitet er mit unterschiedlichsten Leuten von Bounty Killer bis Joe Strummer, um seine Friedensbotschaft weiter zu verbreiten. Dancehall Tunes wie „I Want I Do I Get“ reihen sich neben verzichtbarem Sommer-Sonne-Trallalla wie „Jamaica Time“ ein, aber einen Hang zum Pop hatte Cliff ja schon immer. Ebenso wie Heath Hunter.
Auf dessen LP „Urban Warrior“ (Jerktone) geht es weniger urban zu, vielmehr sind Popklänge zu hören, wie sie in Urlauberhotels der Mittelmeer-Anrainer gespielt werden. Auch wenn das Ganze mit „co-produced by Sly & Robbie“ beworben wird: Im Vergleich zu Gentleman oder Pionear vom Leipziger Germaican-Label ist Heath Hunter Lichtjahre von dem entfernt, was Reggae ausmacht.