Gleich zu Beginn ein Tipp zum Hören und Sehen: Markus Grubers detailgenau fotografierte Dokumentation „My First Name Is Maceo“ (Minor Music Records) ist jetzt als DVD erhältlich. Sie zeigt den als Sideman von James Brown bekannt gewordenen Saxofonisten Maceo Parker auf einer Konzerttour, die schon zehn Jahre zurückliegt. Seite an Seite mit Fred Wesley, Pee Wee Ellis, George Clinton und dem von der S.O.S. Band bekannten Gitarrenvirtuosen Bruno Speight. Mit dem Wissen, dass der Funk noch so lebendig ist, liegt es sich richtig gut auf der heimischen Couch.Aus dem Umfeld von Nas stammen die Bravehearts, die mit „Bravehearted“ (Ill Will/SONY) debütieren. Denn einer von ihnen, Jungle, ist der Bruder von Nasir Jones. Der wachte über die Entstehung und griff dem Familienmitglied gehörig unter die Arme mit Features, die das Album auch aufwerten und den Unterschied zum Durchschnitt markieren. Auf zwei Songs drückt Lil‘ Jon noch seinen markanten Dirty South-Stempel.
Hip-Hop aus Helsinki kommt von Redrama, der bereits Gang Starr auf ihrer Tour im vergangenen Jahr begleiten durfte Sein „Everyday Soundtrack“ (Virgin) hat eine feste Verwurzelung im Reggae, und hin und wieder gelingen Redrama lustige Reime. Er setzt aber zu sehr auf Eminem, und der kann es einfach besser. Trotz Exotenbonus dürfte der Finne – vorerst – ohne Einfluss auf das internationale Rapgeschehen bleiben.
Ebenfalls im Reggae hat John Forté seine Wurzeln. Das Album „I, John“ (Transparent Music) fängt mit einer Laborbearbeitung von Dinah Washington und der Single „Harmonize“ respektabel an, um ebenso schnell ins Belanglose abzugleiten und mit uninspirierten Gitarrenattacken zu nerven. Und dann taucht noch Carly Simon als Gast auf – das hatten wir schon Janet Jackson angekreidet.
Druckvoll ist der jüngste Ausstoß von DJ Friction. Der Stuttgarter jongliert auf „Soulsonic“ (Four Music) mit Pfeilen aus einem Köcher voll Electro Funk, Disco und Vocal House, die er wohldosiert mittels diverser Gäste abschießt. Wie er dieses Albumkonzept live umsetzen wird, kann spannend sein. Elektrischen Momenten und gebrochenen Beats ist Vikter Duplaix nicht abgeneigt. Der Sänger und Produzent aus Philadelphia versammelt B-Seiten und Remixes auf „Singles – Prelude To Future“ (! K 7 Records), schwankt dabei zwischen Tradition und Moderne, ohne den Pfad der Soulmusik zu verlassen. Welches Potenzial der Weggefährte von Ursula Rucker und Jill Scott noch hat, deutet schon ein Song allein („I’ll Do It For You“) an.
Das bei Castingshows jemand entdeckt wird, der tatsächlich über Pfunde an Talenten verfügt, ist die Ausnahme. Irgend ein britisches Fernsehformat hat diese jetzt bei Lemar zutage befördert und manifestiert damit auch den Unterschied zu den albernen Klons, die bei uns vorgeführt werden (ausdrücklich ausgenommen von dieser Einschätzung ist das von Raab TV durchgeführte „Grand Prix“-Casting!). Der 25-Jährige bekam im vergangenen Monat zwei Brit Awards für sein Debüt „Dedicated“ (SONY Music UK), das mit Party Jams wie „Dance (With U)“ und „Body Talk“ aufwartet. Stimmlich liegt er nahe bei Seal und Terence Trent D’Arby, und der Verdacht drängt sich auf, dass Lemar mehr stille Reserven hat, als ihm die Talentshow und das flugs produzierte Album entlocken konnten.