Ice Cube, Mack 10 und WC haben ihr stillgelegtes Projekt Westside Connection neu angemeldet. Im Windschatten von Gangstas wie 50 Cent und G-Unit standen die Sterne auch günstig für „Terrorist Threat“ (Capitol/EMI). Die Rapgang macht dort weiter, wo sie sich 1996 mit „Bow Down“ verabschiedet hat. Mit kraftvollem Westcoast-Sound für Clubs und Lowrider. Neu ist das nicht, aber es pumpt und passt in die Zeit. Der einzige überregional bekannte MC aus Seattle heißt Sir Mix-A-Lot. Der Mann, der sich wie die Westside Connection 1996 in die Rapper-Rente verabschiedet hatte, machte sich mit Klassikern wie „Suburbian Nightmare“ und „Baby Got Back“ unsterblich. Für „Daddy’s Home“ (Rhyme Cartel/PIAS) hat er sein Homestudio aufgerüstet und die Beats mit entsprechenden Fettsäuren angereichert. Das Reimen hat der Ruheständler nicht verlernt; sein Stil erinnert immer noch an den frühen Tone Loc. Allerdings fehlt dem soliden Longplayer irgendwie die richtige Single und damit der (überlebens)wichtige Hit. Den hatten die Nappy Roots aus Kentucky auf ihrem Debüt. Auf dem Nachfolger „Wooden Leather“ (Atlantic) pflegen sie ihr Image als die guten Jungs vom Lande und zeigen, dass ordentlich gedrechselter Dirty South Hip-Hop nicht immer nur aus Atlanta kommen muss. Wie Mix-A-Lot fehlt ihnen allerdings diesmal der potenzielle Singlehit, obwohl ein Collipark Remix dafür fast Schadenersatz leistet. Offen bleibt, warum der deutsche Majorvertrieb das Album erst jetzt veröffentlicht, obwohl es als Import seit dem vergangen Sommer zu haben ist. Die Fans dürften es sich längst besorgt haben …
Eagle-Eye Cherry ist schon lange nicht mehr nur der Bruder von Neneh, der auch mal ein Album machen will und von Schwesterherz dazu die Studiotür geöffnet bekommt. Mittlerweile übertrifft sein Output den von Neneh, denn „Sub Rosa“ (Polydor) ist bereits Album Nr. Drei. Darauf verpackt das Adlerauge seine messerscharfen Beobachtungen in kleine Berichte, die rockig/folkig/soulig abgeschickt werden. Wenn Tom Petty eines Tages Soul machen sollte, dann würde sich das vermutlich so anhören wie die Songs von Cherry. Das ist natürlich Zukunftsmusik, Bestand in diesen Zeiten haben die Archive: Für „The Greatest Gospel Sounds“ (ZYX) wurde 15 Meilensteinen aus den 30er/40er Jahren die Patina abgemeißelt – Stücke wie „Amazing Grace“ oder „Joshua Fit The Battle Of Jericho“ sind damit vom Rauschen befreit. Wer bisher nur die für Europa zurechtgeschnürten Care-Pakete der Original-x/y-Singers kannte, kann damit nachprüfen, wie Gospel wirklich klingt bzw. früher klang, denn heute werden diese Lieder nicht mehr gesungen und Modern Inspirational-Vertreter wie Kirk Franklin oder Hezekiah Walker haben Tourneen außerhalb der Staaten nicht nötig.
Noch ein DVD-Tipp: „Barry White and Love Unlimited“ (In-Akustik) zeigt den verstorbenen ‚tiefsten Bass des Philly Soul‘ auf dem Höhepunkt seiner Karriere – bei einem Konzert 1975 in Frankfurt/M.