Ein Dutzend Jahre nach dem Solodebüt dekliniert die Sopranistin von The Manhattan Transfer auf ihrer zweiten LP ein Dutzend mehr oder weniger bekannte Jazzsongs durch. Ergänzt (´verstärkt´ wäre unpassend…) von zwei Take 6-Mitgliedern und einer Band voller Solisten (u.a. der Hornist Chuck Mangione), die eine smoothe und intime Atmosphäre kreieren.
Cole Porters „You’d Be So Nice To Come Home To“, Gershwins „They Can’t Take That Away From Me“ oder der Be-Bop-Evergreen „Farmer’s Market“ – Standardnummern für die Professionelle, die das berühmte Vokalquartett seit dem Ausscheiden von Laurel Masse im Jahr 1979 mitprägt. Für diese Art von Vocal Jazz müsste – wenn es sich nicht verbieten würde – eigentlich das Klischee von der verrauchten Bar bemüht werden: die lasziv-verruchte Lady im halbleeren Schuppen; der einsame ältere Maßanzugträger, der sein Whiskeyglas umklammert und ihr hörig ist.
Wahrscheinlich wird das überaus erotische ‚Stadtgespräch’ auch als Soundtrack für Galerie-Eröffnungen und Vernissagen missbraucht werden. Es gibt aber keinen plausiblen Grund, die von jahrelanger Berufserfahrung geprägten Interpretationen der Sängerin aus Seattle nur den Notaren und Steuerberatern dieser Welt zu überlassen.
Künstler: Cheryl Bentyne | Album: Talk Of The Town | Label: Telarc (In-Akustik) | VÖ: 20. Februar 2004