Bahamadia – UKnowHowWeDu She Does – Bahamadia’s „New Sound of Philadelphia“

“When they pump it in the jeeps it’s gonna rock, right? True!“ Kein Head vergisst diesen Reim von Bahamadia aus dem Jahr 1996. Acht Jahre später füllt „UKnowHowWeDu“ noch immer jeden Floor in den Hip-Hop-Clubs weltweit. Aber wo sind sie eigentlich hin; die weiblichen MCs vom Schlage einer Roxanne Shante, Sha-Rock, Queen Latifah oder Salt (Salt ‚N‘ Pepa)? Die, die wirklich MCs sind und runde Raps abliefern können ohne nur mit Rundungen die Kamerafahrten zu bestimmen? Rah Digga kam, überzeugte und verstummte. Mit Jean Grae und ihrem Underground-Sommerhit „Summer In The City“ keimt langsam wieder Hoffnung für den Herbst 2004 auf. Und Bahamadia? Sie war wieder mal auf deutschen Bühnen zu Gast.

Als DJane hatte Antonia Reed im Alter von 14 Jahren die ersten Platten gedreht. („Ich habe als Deejay angefangen, mich dann mit Texten beschäftigt. Meine erste Crew nannte sich West Phillie Sound Crew. Wir waren Freunde seit Kindertagen, haben Block Parties veranstaltet und kleine Community Center Parties. Irgendwann war dann mal einer der MCs nicht erschienen. Ich hatte die Routine, weil ich Texte geschrieben hatte. So kam ich ans Mikro, wo ich mich besser als an den Turntables ausdrücken konnte.“)

Die junge Lady aus Pennsylvania wuchs mit den Aufgaben. Ein erster regional begrenzter Erfolg stellte sich 1993 mit dem Stück „Funk Vibe“ ein. Zwei Jahre später kam ein Gastbeitrag für Guru’s 2. Jazzmatazz-Album, der ihr die Türen zum Majorlabel Chrysalis/EMI öffnete. „Kollage“ begeisterte Kritiker und Fans. Bahamadia, die plötzlich in aller Munde war, hat seitdem ein völlig entspanntes Verhältnis zum so genannten Mainstream. („Was ist Mainstream? Populäre Musik? Jeder Künstler möchte populär sein. Möchte mehr Leute erreichen. Das ist auch mein Lebensinhalt. Mit meinem Job möchte ich Platten verkaufen.“)

Das hat sie getan und über die Jahre mit Künstlern wie Lauryn Hill, The Roots, Teena Marie, Talib Kweli und Planet Asia zusammen gearbeitet. Um nur einige zu nennen. Die Gang Starr-Foundation war keine Hängematte, gab ihr aber halt. Zwischendurch landete sie einen kleinen Hit mit der EP „BBQueen“ und tourte von Japan bis nach Jena. Stets wusste die BBQueen, wo sie zuhause ist. In der Stadt, die in den 70ern mit dem Philadelphia Sound eine der wichtigsten Heimstätten schwarzer Musik war. Eine Umgebung, die zwei Jahrzehnte später mit The Roots und Jill Scott wieder große Künstler hervorbringen sollte. Beanie Sigel und Eve, die quasi in der Nachbarschaft von Bahamadia aufwuchsen, gingen den anderen Weg (Sigel protzte gemeinsam mit Memphis Bleek bei einer JAM FM-Party in Köln mit viel Bling Bling und dem Wunsch nach gekühltem Schampus in der Garderobe).

Bahamadia dagegen weiß sich einig mit einer Schwester im Geiste wie Ursula Rucker. Rucker’s Sprechgesang wurde wohl maßgeblich von der Frau beeinflusst, deren Afro an die Aliens aus „Mars Attacks!“ erinnerte. Sie hat nie die Bodenhaftung verloren und trat sogar in einem kleinen Thüringer Studentenclub auf.

(„Viele Leute kommen heute in dieses Business, um dort eine Identität zu erlangen. Ich dagegen weiß, wer ich bin: jemand, der sich in beinahe jede Umgebung und Szene einfügt. Ich will nicht im Mittelpunkt der Szenerie stehen, sondern ein Teil davon sein, das aber dauerhaft.“)

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Torsten Fuchs ist ein Experte der Black Music und bereits früh als Redakteur zu rap2soul gekommen. Torsten schreibt CD-Kritiken für mehrere Magazine. Als Moderator war er für JAM FM tätig, zuvor war er auch bereits bei Radio PSR und als Showhost bei MDR Sputnik. Torsten Fuchs ist Mitglied beim Preis der Deutschen Schallplattenkritik e.V. in der Jury für "Hip Hop, Soul, R&B".