Wayne Wonder ist ein Anti-Superstar, denn seine Zeit sollte erst nach 15 Jahren kommen: Das Wunder, erst mit dem fünften Album überhaupt bekannt zu werden, gelang dem Jamaikaner im Sog von Sean Paul. Wenn der es nicht hätte Wirklichkeit werden lassen, Wonder würde heute noch Auftragsjobs für kleine Studios abarbeiten.
„No Holding Back“ mit dem Hit „No Letting Go“ auf dem Diwali-Riddim kommt zur rechten Zeit: Mit seinem Mix aus R&B und Dancehall stößt der 30-Jährige in eine Lücke, in der noch Platz ist. Dabei verkörpert er einen Trend, der im Frühsommer die Urban Black Music geprägt hat.
Das es Sing-Jays wie ihn schon ewig gibt, sei dahingestellt – der Softie genießt die Gunst der Stunde und klingt, als wenn Craig David nach dreiwöchigem Jaica-Urlaub ins Tonstudio zurückkehrt. Wonder macht einen Bogen um harte Beats und Patois-Attacken, setzt stattdessen ganz auf entspannte Melodiebögen, Romantik und Sehnsucht.
Neu ist das alles nicht, aber erst im Spätsommer 2003 mehrheitsfähig. Und für kürzer werdende Abende am Badesee ein stimmiger Soundtrack.
Künstler: Wayne Wonder | Album: No Holding Back | Label: Atlantic | VÖ: 23. Juni 2003