Vorsicht! Mit „Phrenology“ tischen die Roots schwerverdauliche Kost auf. Das fängt bereits bei einer Verwirrung stiftenden Nummerierung der Titel an, von den Problemen beim Eincuen der Bonustracks ganz abgesehen. Dass hinsichtlich der Indexierung kein freundlicherer Service angeboten wurde, kann nur damit erklärt werden, dass die Crew aus Philadelphia ihre Platte als nonstop zu rezipierendes Werk verstanden wissen will.
Die Band, die auf der Bühne mit klassischem Rockinstrumentarium auftritt (und dieses noch dazu beherrscht), hat ein Album eingespielt, das die Demarkationslinien zwischen Abstract Hip-Hop, Rock, Dance und Jazz munter übertritt sowie Grenzzäune einreißt.
Dazu springt die Band locker zwischen den jüngsten Jahrzehnten der Popmusik hin und her. Sie beweist Mut zur Überlänge und zum frappierenden Wandel – so beginnt die Single „Break You Off“ als Hip-Jazz/Jazz-Hop-Nummer, die in einer sinfonischen Bearbeitung aufgelöst wird. Die Roots sind über die Jahre abgeklärter und härter geworden, was mit noch komplexeren Auffassungen von Hip-Hop einhergeht.
„Phrenology“ ist eine anspruchsvolle, mitunter auch anstrengende Soundcollage, bei der Kopfnicken möglich, gelegentliches Kopfschütteln aber nicht auszuschließen ist.
Künstler: The Roots | Album: Phrenology | Label: MCA | VÖ: 2. Dezember 2002