Eines vorweg – und zwar positiv formuliert: Lumidee zeigt auf ihrem Debütalbum „Almost Famous“, dass sie noch eine Menge Potential hat, das darauf wartet, entwickelt zu werden. Ein Meisterstück ist „Almost Famous“ nämlich nicht. Lumidee verdankt ihren Plattenvertrag hauptsächlich zwei Worten. Und wenn diese „Uh Oooh, Uh Oooh!“ lauten, dann ist das eine sehr dünne Grundlage für eine Karriere.
Dennoch gibt es mehr gute Tracks als ihren Hit „Never Leave You (Uh Oooh, Uh Oooh!)“, der nicht nur einmal, sondern auch in dem coolen Remix mit Busta Rhymes und Fabolous auf der CD steckt. Diesen von DJ Ted Smooth produzierten Ohrwurm hatten das Club-Publikum und die Hörerschaft einiger Radiosender wie dem einflussreichen Hot 97 sehr gut aufgenommen. Da man sein Eisen schmieden muss, solange es heiß ist, musste schnell ein Album her, zu schnell? Nein, auch wenn manche Kritiker sagen, sie hätte mal lieber beim Rappen bleiben sollen, mit dem sie ihre musikalische Laufbahn begonnen hat.
Andere junge Talente, die hinter den Ohren noch nicht ganz trocken sind, bekommen meist eine Produktion verpasst, die jede noch so schwache Stimme ganz dick in alle möglichen Sounds einpackt, dass von den Defiziten kaum mehr was zu merken ist, vom Talent leider aber auch nicht. Lumidee beweist hier den sprichwörtlichen Mut zur Lücke, doch genau dafür gibt’s meinerseits Pluspunkte. Sie ist noch ein zartes Pflänzchen, das noch viel Pflege benötigt, um zu einer großen, kräftigen, schillernden Pflanze heranzuwachsen.
Mir ist es ehrlich gesagt zutiefst unheimlich, wenn Newcomer ohne Makel plötzlich aus dem Nichts aufzutauchen scheinen wie damals Alicia Keys (nichts gegen sie, aber es ist mir unheimlich!). Lumidee tritt nicht als perfekte Teenage Diva ins Rampenlicht, sondern als entwicklungsfähiges junges Talent. Das kommt sehr menschlich-sympathisch.
Künstler: Lumidee | Album: Almost Famous | Label: Universal | VÖ: 5. August 2003