Anfang November 2003 bekam rap2soul und Petra Preuss von backstage7.de die Möglichkeit mit zwei Mitgliedern der Jazzkantine zu sprechen. Das Interview in Berlin mit Christian Eitner und Cappuccino fand pünktlich zum Album Release von „Unbegrenzt Haltbar“ statt.
rap2soul: Bei Jazzkantine fällt mir als Erstes immer der Soundtrack von Viktor Vogel- Commercial Man ein. Seit ihr auf die Macher des Films zugegangen oder umgekehrt?
Christian: Der Regisseur Lars Kraume hat sich an uns gewandt, denn sie brauchten für eine Bar-Szene einen französisch rappenden Sänger und so kam der Livesong Liberté zustande.
rap2soul: In dem Soundtrack ist auch eine Sängerin vertreten, welche Rolle spielen Sängerinnen in der Band?
Christian: Sängerinnen spielen immer wieder eine große Rolle in unseren Projekten, man könnte sie auch als Sahnehäubchen bezeichnen.
rap2soul: Ihr arbeitet schon seit zehn Jahren zusammen, wie schwierig gestaltete es sich zwei Musikstile zu verbinden?
Christian: Am Anfang war es gar nicht so einfach einen gemeinsamen Weg zu finden.
Cappuccino: Die Jazzer spielten ihre Musik. An der Stelle wo der Saxophonist sein Solo normalerweise hätte, dachten wir Rapper eine Lücke, lasst uns losrappen. Die Jazzer amüsierten sich köstlich und lachten uns immer aus, aber zum Schluss haben wir dennoch musikalisch zueinander gefunden.
rap2soul: Um auf die französische Sprache zurückzukommen, es ist doch außergewöhnlich, dass eine deutsche Band französisch singt?
Christian: In Frankreich haben Chansons eine Tradition. In Deutschland ist dies, durch den 2. Weltkrieg bedingt, nicht der Fall. Ein neues Bewusstsein für die deutsche Sprache ändert das jetzt, so konnte auch der deutschsprachige Hip- Hop seinen Siegeszug antreten. Diese Art Musik wird von Bands wie Jazzkantine ins Radio oder woanders hingebracht.
Cappuccino: Der Text muss nicht immer so extrem verschachtelt sein, Musik soll Spaß machen.
rap2soul: Wie lange macht ihr schon insgesamt Musik?
Christian: Der DJ z. B. hat keine musikalische Ausbildung, seine Musikalität wurde durch Platten auflegen und viel Musik hören geschärft, für das Wesentliche. Ich selber war mit dem Trommler und Keyboarder in einer Schülerband. Dadurch ist der Jazzkantinen- Sound so homogen.
Cappuccino: Wir sind der lebende Beweis für solch ein erfolgreiches Projekt, seit 10 Jahren.
rap2soul: Was haltet ihr von Casting- Shows?
Christian: Bei der Auswahl an Sender wundert einen die Menge von Casting- Shows überhaupt nicht. Es gibt einige Typen die sind gar nicht so schlecht, mich stört viel mehr das Drumherum, wie die 0190 Abzocke. Da werden ja auch nur Plätze bei den Plattenlabeln besetzt, die sonst intern gefüllt worden wären. Außerdem stören mich solche Leute wie „ D “, Solarium gebräunt, auf Ami machen und den Mädels erzählen wollen, mit der Figur und dem Gesicht wird das nichts. Wir haben es recht schwer uns zu behaupten gegen diese Mitbewerber, da wir aber viel Live spielen, heben wir uns von den Anderen ein wenig ab.
rap2soul: Das bringt mich auf einen Kommentar, bei einer Ken FM- Sendung, von Sandra Nasic (Guano Apes) über die Band Wir sind Helden „ die spielen ihre Instrumente ja noch selbst“
Petra: Auf das Live spielen noch einmal zurückzukommen, die Casting – Teilnehmer haben doch nur Glück das die Teenies so auf die Musik abfahren, denen Können fast egal ist. Die Zeit wird solche Auswüchse der Musikbranche überholen.
Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg mit eurem neuen Album.
Berlin 03.11.2003; Interview mit der Band Jazzkantine in Berlin. Interviewt wurden die Bandmitglieder Christian Eitner und Cappuccino. Interviewer waren rap2soul und Petra Preuss (backstage7).
Textdate: 2003-12-01 – Links: soul/info/default.htm – Meta: Jazzkantine, Interview
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