Ich will nicht auch in den Chor derjenigen einstimmen, die sich allein deshalb schon für „Who Needs Love“ begeistern, weil Incognito mit richtigen Musikern und „echten“ Instrumenten gearbeitet haben. Das ist wahrlich keine Leistung für sich. Auch an 70er Jazz Funk anzuknüpfen und damit an vergangene, vermeintlich bessere Zeiten für anspruchsvolle Musik zu erinnern, ist noch kein Verdienst.
Dazu wird es erst durch die Art und Weise, wie Incognito das gemacht haben. Projektgründer Jean-Paul Maunick und seine Mitstreiter haben einen warmen, lebendigen und leichtfüßigen Sound geschaffen, der „Who Needs Love“ zu einer ganz großen Empfehlung macht. Nicht nur für Jazz- und Funk-Freunde, sondern auch für Soul Fans, die sonst eher keinen Draht zu Jazz, Acid Jazz oder einfach nur zu Musik, die älter als sie selbst ist, haben. Das liegt nicht zuletzt daran, dass nur ein einziges Instrumental-Stück auf „Who Needs Love“ ist. Alle anderen haben Vocals.
Incognito ist keine Band mit fester Besetzung, es ist ein Projekt mit wechselnden Musikern. Diesmal sind die Stimmen von Ed Motta, Joy Rose, Kelli Sae, Joy Malcolm, Tony Momrelle und Xavier Barnett zu hören. „Who Needs Love“ ist ein ganzes Stück souliger und damit weniger jazzig als man es sonst von Incognito gewohnt ist. Das hilft sicher, mehr Hörer als sonst zu finden. Der Track „Morning Star“ kommt sogar recht poppig daher, wie ein Sommerhit fürs Radio.
Nur besser gemacht als der durchschnittliche Sommerhit. Bluey’s 24 Jahre Erfahrung im Musikgeschäft bleiben halt nicht ohne Einfluss. Incognito stellen mit „Who Needs Love“ ein weiteres wertvolles Exponat in ihr – im besten Sinne so verstandenes – Musik-Museum.
Künstler: Incognito | Album: Who Needs Love | Label: Boutique | VÖ: 31. März 2003