Zur Eröffnung des Stax Museum of American Soul Music und der Stax Music Academy holt das Kultlabel zum Rundumschlag aus: Unter der Ägide der gleichnamigen gemeinnützigen Organisation erscheint bei ZYX die Kollektion „Soulsville“, die mit 20 der wohl bekanntesten Tracks aus dem Fantasy/Stax-Fundus aufwartet. Ähnliche Zusammenstellungen sind aber bereits erhältlich.
Mehr in die Tiefe geht die neue Brown Sugar-Compilation „You Can Count On Me“, die mit raren Albencuts aus den Archiven von Stax, Milestone und Prestige aufwartet. Wie die Vorgänger ist der Sampler respektvoll zusammengestellt – es handelt sich um eine der besten Reihen weltweit. Nur Forscher und echte Liebhaber dürften etwas mit 25 Instrumentalversionen von Booker T. & The MGs bzw. deren Vorläufer The Mar-Keys anfangen. Die Studiomitschnitte der Hausband des Labels sind als „Stax Instrumentals“ ebenfalls für Zeitreisen aufbereitet worden. Genauso wie „Soul Men“ von Booker T. & The MGs, das den Titeltrack meiner Rap2Soul-Kolumne und 24 andere Sixties-Instrumentalversionen aus Memphis enthält. Und noch mal Stax!
„Isaac Hayes at Wattstax“ fängt Eindrücke des Konzerts ein, das der Sänger 1972 vor mehr als 100.000 Menschen auf dem gleichnamigen Festival gegeben hat (und das als ´Woodstock der Black Music´ Geschichte schrieb). Bis auf ein 17 Minuten-Medley sind diese Aufnahmen von Hayes erstmals überhaupt erhältlich, und das in einwandfreier Soundqualität. — Der OutKast-Protege Killer Mike bekommt von Big Boi und Dre seine Chance mit dem Debüt „Monster“ (Aquemini/Columbia). Er pflegt dabei den OutKast-typischen Dirty South-Stil, ohne zu starke eigene Akzente zu setzen. Schmuckstück dieser LP ist die geniale Single „A.D.I.D.A.S.“, die sich gleichzeitig stark von den vielen Füllern auf dem Album abhebt.
Keith Murray debütiert ebenfalls, allerdings in Sachen Label. Er vollzieht mit „He’s Keith Murray“ den Wechsel zu Def Jam/Universal. Dabei bleibt er ganz der Alte und droppt seine Rhymes, die trotz aller Härte flowen sowie „In Da Club“ und „In Da Street“ funktionieren. Vor allem aber wird er wieder auf den Parties burnen, wie einst als Feature-Gast auf R. Kelly’s „Home Alone“.
Hip-Hop aus Schweden kommt von The Narcissists. Das Quartett ist beattechnisch bei Primo in die Schule gegangen, denn Gang Starrs Geist durchzieht „Planet Euthanasia“ (PIAS) von vorn bis hinten. Die Raps fallen aber im Vergleich zu den Beats deutlich ab, obwohl die Nordlichter einiges zu sagen haben.
Della Miles, die in Berlin lebende Texanerin, präsentiert ihr Debütalbum „Follow Me The D-Tour“ (Coconut). Mit einem Mix aus R&B und Pop macht sie – wohl auf Anraten des sonst im Dancebereich agierenden Labels – weitgehende Zugeständnisse an den Mainstream. Was ein wenig schade ist, wenn man ihre Stimmgewalt bei Liveauftritten erlebt hat.
Zum Schluss noch ein Geheimtipp für Liebhaber von Jill Scott und Erykah Badu: Die aus Rotterdam stammende Neo-Soul-Sängerin Natascha Slagtand aka Tasha’s World klingt wie eine Kreuzung aus diesen beiden. Nach dem Genuss von „Tasha’s World“ (Dôme Records London) schließt man mit allen Klischees über Holland ab, denn diese 13 Songs versprühen mehr Seele, als Gouda-Käse Aroma haben kann. Insbesondere „Stalker“, Tasha’s leidenschaftliche Klage gegen einen betrügerischen Mann, hat alle Chancen, zu den besten Soulsongs des Jahres gewählt zu werden.