Zwei, die sich gesucht und gefunden haben, sind Kenny Lattimore & Chante Moore. Das seit kurzem verheiratete Pärchen ist auch musikalisch ein Paar. Die Flitterwochen verbrachten beide nicht auf Hawaii, sondern im Studio. „Things That Lovers Do“ (Arista/ARIS) ist das Resultat, das neben zwei neuen Songs zehn Cover enthält. Im Gegensatz zu ähnlich gelagerten Produktionen wurden aber nicht Evergreens zum x-sten Mal nur neu eingesungen. Lattimore/Moore gelingt es, klassischem Soulgut wie „Close The Door“ von Teddy Pendergrass oder Ashford & Simpson’s „Is It Still Good To You“ bisher unbekannte Facetten abzuringen. Der Songreigen regt an, aber bitte nicht ungeschützt genießen – die junge Familie warnt aus gutem Grund mit „This Project May Cause Pregnancy“. Wir empfehlen Euch die Veröffentlichung als unser Album des Monats! (siehe die ausführliche Besprechung)
Deborah Cox hat mit „The Morning After“ (J Records/ARIS) wieder einen passenden Mix aus Quiet Strom und gut fließendem Uptempo-R&B gefunden. Das Album ist viel energiegeladener als „One Wish“, mit dem sie vor vier Jahren in eine Pause gegangen war. Den guten Eindruck nach elf Stücken schmälern nur zwei Dance-Mixes, die weder dem Anspruch noch der Aura einer Sängerin wie Deborah Cox im Entferntesten gerecht werden können. Das hätte dem Kompilator eines renommierten Labels eigentlich auffallen müssen!
Floetry (Flow + Poetry) sind Schwestern im Geiste von Brüdern wie Common und Mos Def. Auf „Floetic“ (DreamWorks Records) zelebrieren sie eine Performance aus Spoken Word-Vortrag, Rap und in Soul gebadeten Beats, deren Pumpstärke über weite Distanzen der LP gedrosselt ist. Smoother Sound in der Tradition dessen, was gern als Nu Soul abgestempelt wird.
Addys D’Mercedes schickt sich an, das Erbe einer Gloria Estefan anzutreten – in stimmlicher und musikalischer Hinsicht. Die Kubanerin bedient auf „Nomad“ (Media Luna) kein einziges der gängigen Latina-Klischees und auf dem Album wurde auch keine Folklore den mitteleuropäischen Hörgewohnheiten angepasst. Die junge Sängerin gilt bereits als ´Kubas neue S-Klasse´ – bei Kreuzungen von Son und Hip-Hop bzw. Rumba und R&B lässt sie so manchen alten Chrysler stehen. Wie bei Deborah Cox wurde aber auch bei Addys D’Mercedes ein Dance-Mix angeheftet, der so wenig ins Tracklisting passt wie ein Hummer in die Parkbuchten deutscher Städte.
Die Nächste von Next heißt „The Next Episode“ (J Records/ARIS). Das Trio aus Minneapolis präsentiert wieder geschliffene Soul Vocals mit Hip-Hop-Andeutungen, die wie Kriegsreporter eingebettet sind und deshalb nur beschränkt wahrgenommen werden. Auch wenn keines der Stücke ein zweites „Wifey“ oder „Too Close“ werden wird, ist die LP für Partys und anschließende Nächte in Zweisamkeit bestens geeignet.
Noch eine Boyband: B2K – Durchschnittsalter 17 Jahre. „Pandemonium!“ (Epic/SONY Int’l) heißt das zweite Album der Nachwuchs-Romeos, die das servieren, was Boybands wie 3T, Az Yet und, und, und bereits auftischten – leichte Kost aus R&B und Pop, die perfekt zubereitet ist, deren Verfallsdatum aber absehbar ist. Dennoch nett, sehr jung und radiofreundlich …
Erwachsen, gut gereift und wunderbar abgehangen – das sind Prädikate, die „Original Cinema“ (Heads Up Int’l) von Spyro Gyra umreißen. Die Fusion-Spezialisten machen auch diesmal Easy Listening im besseren Sinne, immer cool und funky. Eine unaufdringliche Begleiterscheinung, perfekt, aber nie glatt. Radio Friendly – wenn auch nur für die Stationen der Metropolen …