Die Band Seek galt bislang als eines der bestgehüteten Geheimnisse von Atlanta. In Europa nahezu unbemerkt hat das Soul-Sextett zwei Alben in den Staaten veröffentlicht, bevor der Londoner Indie Dôme Records es unter seine Fittiche nahm. Mit „Journey Into Day“ marschiert Seek zum Kreuzzug in die alte Welt, die der Band zu Füßen liegen wird. Denn Seek erobert mit den Waffen des traditionellen Soul. Die Songs kommen mit einer natürlichen Sanftheit daher, ohne weichgespült worden zu sein. Die sechs könnten sogar das Erbe der S.O.S. Band fortführen; der großartigen Gruppe aus Atlanta, die mit zeitlosen Stücken Soulgeschichte schrieb. Seine Nische im Kraftfeld zwischen Soul, Smooth Jazz und R&B hat der ebenfalls in Europa noch relativ unbekannte Rayford Griffin gefunden. In Anlehnung an den Titel eines legendären Jazzalbums hat er seine LP „Rebirth Of The Cool“ (RazorEdge Rec. / In-Akustik) getitelt. Im Gegensatz zu vielen anderen Smooth Jazz-Produktionen wirken die Songs des Amerikaners nicht steril und kühl. Griffin, der von Kollegen wie George Duke und Branford Marsalis unterstützt wird, rauscht nicht einfach auf dem Geräuscheteppich als bessere Fahrstuhlmusik vorbei. Der singende Schlagzeuger kann zwar durchaus nebenbei gehört werden, aber das würde seinen Songs nicht genüge tun.
Auf das bewährte Schema setzt Buddy Guy, der mittlerweile selbst zur alten Bluesgarde gezählt werden muss. „Blues Singer“ (Silvertone Rec.) hat er sein neues Album genannt, das ohne größere Überraschungen auskommt. Ein Mann, eine Gitarre, eine Geschichte; mehr braucht es nicht für den Down South-Country-Blues Guy’scher Prägung. Schlicht, und ohne Schnörkel auf den Punkt gebracht – vielleicht gerade deshalb schön, wenn auch schon oft so gehört.
Nina Hagen trifft auf Jimmy Spicer, George Duke auf Warp 9 – solche eher ungewöhnlichen Abfolgen auf einem Mixtape liefert das Londoner DJ-Kollektiv Chicken Lips. Samples und Dancesound aus einer Zeit, als die angesagten Remixer noch Jellybean und Larry Levan hießen, werden da auf „DJ Kicks“ (! K 7 Rec.) munter aneinander gekettet. Unter der Etikette „Disco Dub“ könnte diese tanztaugliche Mixtour das nächste Ding aus England werden. Wahrscheinlich werden schon bald erste Disco Dub-Sampler folgen …
Hip-Hop aus Detroit kommt von Jay Dee und Madlib aka JAYLIB: zwei MC’s und Produzenten, die über die Beats rappen, die der jeweils andere gebaut hat. Ihr Debüt „Champion Sound“ (Stones Throw/PIAS) krankt daran, dass es zu viele Füller beinhaltet. Das eine Viertel des Albums mit Tracks wie „Starz“ und „The Red“ reißt aber alles raus und macht Mini-Songs in der Länge eines besseren Interludes verzeihbar.
Bow Wow ist nicht mehr ganz so little, sondern 16 geworden. Deshalb verzichtet der Snoop Dogg-Protege auf das ´Lil’´ vor seinem Namen. „Unleashed“ (Columbia) enthält dennoch weitgehend Hip-Hop für pubertierende Teens, der von den üblichen Verdächtigen (Jazze Pha; Neptunes) in Form gegossen wurde. Ob Bow Wow oder ein anderer darüber rappt, ist fast schon Nebensache. Und schneller vergessen, als ein Akne-Pickel ausgeheilt ist.
Mario, auch so ein junger Wilder, hilft bei Bow Wow als Gast aus. Gleichzeitig turnt er auf „Mario“ (J Rec./ARIS) die Figuren eines Ginuwine nach. Teenie-Soul mit einem frechen Charme, unbekümmert und noch etwas unbedarft, aber aus dem Jüngling kann noch ein Crooner werden. Wenn man ihn wachsen lässt… .