Wenn eine R&B-Sängerin in Deutschland auf die Pole Position der Charts einfährt, dann nur, weil sie als Popprodukt aufgebaut wurde. Die Songs auf Beyoncés Soloalbum sind Black Music, die vom Poppublikum aufgenommen werden kann und absorbiert wird. Bekannte Samples („Crazy In Love“; „Naughty Girl“) und die üblichen Verdächtigen wie Jay-Z, Missy und Sean Paul an der Seite haben noch niemandem geschadet.
Dazwischen bleibt Platz für Soul; mit Power („Work It“) und mit viel Reife, denn in „The Closer I Get To You“ macht die junge Sängerin keine schlechte Figur an der Seite von Luther Vandross. Beyoncé hat – wenn man die bisherigen Soloausflüge aller Children von Destiny’s Child vergleicht – den glücklichsten Kompromiss gefunden: Michelle Williams‘ Inspirational-LP „Heart To Yours“ im vergangenen Jahr war die mit den künstlerisch besten Absichten (und floppte natürlich in Deutschland), Kelly Rowland’s Album purer Pop – Beyoncé macht den Spagat.
Da sie besonders im Rampenlicht steht, lässt sich nun trefflich darüber spekulieren, wie es mit dem erfolgreichsten R&B-Frauentrio aller Zeiten weitergeht. Es wäre nicht die erste Gruppe, die trotz anderslautenden Versprechungen im Vorfeld am Soloerfolg zerbricht.
Künstler: Beyoncé | Album: Dangerously In Love | Label: Columbia | VÖ: 14. Juli 2003