Als „Blues Next Generation“ sieht sich die Bernard Allison Group, deren Auftritt auf dem W.C. Handy Festival in Kentucky aus dem Jahr 1999 jetzt auf DVD erhältlich ist. Wer die Band einmal Live gesehen hat, der weiß, dass Bernard nicht den Namen von Luther Allison versilbert, sondern längst eigene Akzente auf der elektrischen 12-Ton-Skala setzt.
Die DVD fängt zielgenau die Handarbeit des Sextetts ein: Allisons beringte Finger malträtieren die Gitarren, Craig Panosh jongliert mit den Drumsticks (schöne over shoulder-shots) und Tastenmann Mike Vlahakis massiert seine Keyboards. Diese Szenen sind fast durchweg close fotografiert und nach amerikanischer TV-Manier (ein Lokalsender hat gedreht) meist ineinander geblendet. Vorteil: Der Produktionsprozess der sieben Songs (alle in Überlänge!) wird im Heimkino in der ersten Reihe miterlebbar, ohne vor dem Bühnenrand der Nähe wegen auf gute Akustik verzichten zu müssen.
Funkiger Blues mit kritischen Inhalten („Life Is A Bitch“) und der Nachlass väterlicherseits („Midnight Creeper“) wechseln sich ab. Die bei Konzertmitschnitten sonst üblichen Schwenks über das Publikum fehlen – das Geschehen auf der Bühne ist zu sehen und sonst nichts. Und die Show-Standards der Band: Allison’s Zungenspiele mit der Gitarre, seine verbalen Gefechte mit den Saiten und das obligatorische Bad in der Menge. Leider bricht die Übertragung genau an diesem Höhepunkt nach nur einer Stunde ab – obwohl sich die Gruppe nach 60 Minuten erst mal warm gespielt hat für eine lange Nacht.
Schade auch, dass die Möglichkeiten des Mediums nicht ausgeschöpft wurden: ein Interview im Anschluss oder Einblicke in das Leben Backstage hätten die DVD gut abgerundet. Was bleibt, ist ein gelungener Konzermitschnitt – im Sinne eines Konzert-AUSschnitts …
Künstler: Bernard Allison | Titel: Kentucky Fried Blues | Label: In-Akustik | VÖ: 3. Februar 2003