Mit „All I Got“ hat Al Jarreau wieder ganze Arbeit geleistet. Manche bezeichnen ihn als den größten Jazzvokalisten aller Zeiten. Abgesehen davon, dass das schon sehr große Worte sind, wird ihm diese Beschreibung nicht gerecht. Al Jarreau ist weit mehr als nur ein Jazzkünstler: Soul, Rock, R&B, Pop und natürlich Gospel gehören zu seinem Repertoire.
Auch auf „All I Got“ zeigt er, dass er mehr als „nur“ Jazz zu bieten hat. Jazz ist die Grundlage für „All I Got“, doch der Meister versteht es, andere Schattierungen (nicht allein der Black Music) perfekt einzupassen. Dass er Joe Cocker als Gaststar auf seinem Album hat, unterstreicht dies. „All I Got“ ist ein vielseitiges Album, wobei sich das nicht darin äußert, dass etwa möglichst verschiedene Stile auf ihm zu finden wären. Nein, es klingt wie aus einem Guss, ist sehr gut durchhörbar.
In seinem Alter kann der am 12. März 1940 in Milwaukee geborene Super-Musiker das alles auch aus der entspannten Perspektive eines Künstlers angehen, der alles erreicht hat und nichts seit langem nichts mehr beweisen muss. Dabei war Musiker gar nicht der Beruf, von dem er als Kind geträumt hat. Al Jarreau wollte wie sein Vater Prediger werden – obwohl er ihn als Kind kaum dabei sehen konnte, denn im Zweiten Weltkrieg musste seine Vater in einer Munitionsfabrik arbeiten.
Musiker war nicht einmal die zweite Wahl. Studiert hat Al Jarreau Psychologie und hat auch zwei Jahre als Sozialarbeiter gearbeitet. Das hilft vielleicht wohl nicht direkt beim Musikmachen, doch es hilft, das Publikum mit seinem Bedürfnissen zu verstehen. Insofern ist es unverständlich, warum die CD nicht randvoll ist.
Ein paar mehr Tracks könnten es schon sein, doch jeder einzelne bietet Qualität. Im Vergleich zu einigen früheren Werken ist es aber wesentlich eingängiger, man braucht wirklich kein Jazz-Fan zu sein, um „All I Got“ zu mögen.
Künstler: Al Jarreau | Album: All I Got | Label: GRP | VÖ: 23. September 2002