Wäre sie nicht Mitglied bei Destiny’s Child – Kelly Rowland’s erstes Soloalbum „Simply Deep“ würde keine besondere Beachtung finden. So „deep“ ist es nämlich nicht. „Simply Sweet“ wäre ein passender Name gewesen, denn nett anzuhören ist das seichte Ding genau so, wie Kelly Rowland nett anzuschauen ist. Inhaltlich möchte ich sie gar nicht kritisieren, oft sind es die einfachen Dinge des Herzens, die uns besonders berühren. Der Titel steht ja dafür, dass uns Kelly Rowland einen tiefen Einblick in ihr Inneres geben möchte.
Doch musikalisch hätte da einfach mehr kommen müssen. Zwar sind wir es auch von Destiny’s Child nicht gewöhnt, dass der Begriff „künstlerischer Anspruch“ auf ein neues Niveau gehoben wird, doch ist der DC Sound immer smart und genau im richtigen Abstand vor dem Trend, um diesen anzuführen. Mainstream, aber mit Innovationskraft.
Eben das vermisse ich bei „Simply Deep“. Im Gegensatz zu Michelle Williams, die mit ihrem Solodebüt „Heart To Yours“ einen überzeugenden eigenständigen Sound gefunden hat, klingt „Simply Deep“ wie Destiny’s Child „light“. Es hätte ruhig etwas mehr sein dürfen! Zudem kommt Kelly Rowland’s Stimme kommt oft nicht kräftig genug gegen die Musik an. Das ist schade, denn sie kann tatsächlich gut singen.
Ganz verschiedene Stile und Instrumente auf einem Album zusammenzubringen, muss kein schlechtes Konzept sein, sondern kann gerade dadurch erfrischend wirken. Dann aber gleichzeitig zu bemüht darum zu sein, dass trotzdem alles wie aus einem Guss klingt, ruiniert die Idee.
Das ist so, als ob Ihr zum Essen zuerst würzige Buletten und anschließend Sahnepudding serviert. Das passt solange, wie Ihr nicht auf den Gedanken kommt, Zucker und Schokostreusel auf die Buletten und Grillgewürz auf den Pudding zu streuen, damit es „besser zusammenpasst“.
Sei’s drum! Kelly Rowland wird um des Namens willen und dank des Hypes um Nelly’s „Dilemma“, das auch unvermeidlicher Weise auch mit auf „Simply Deep“ ist, trotzdem eine Menge Alben verkaufen.
Künstler: Kelly Rowland | Album: Simply Deep | Label: Columbia | VÖ: 28. Oktober 2002