Na und? Ginuwine kennt also Mike Tyson. Das war wohl nicht nur mein erster Gedanke beim Erstkontakt mit „The Senior“, das werden sich viele gedacht haben, die so wie ich nicht verstanden haben, was die kurze über Telefon eingesprochene Botschaft bedeuten soll. Da der Kerl meine Sympathie hat, deute ich es mal so: Ginuwine haut beim 4. Soloalbum so zu wie, ein Profiboxer. Souverän folgt ein Treffer dem anderen, bis der Getroffene kaum mehr weiß, wie ihm geschieht.
Naja, aber „The Senior“ ist fast tatsächlich so gut! Nun weiß ich auch, was Ginuwine damit meinte, als er über „The Senior“ sagte, dass er sich sein voriges Album vor dem Schreiben der neuen Tracks ganz genau angehört hatte. Nummer 4 gleicht vom Sound Nummer 3 sehr stark: Wie schon bei „The Life“ ist auch auf „The Senior“ nichts mehr davon zu spüren, dass Timbaland ihn groß gemacht hat.
Timbaland halte ich für den weltbesten Produzenten, doch dass Ginuwine nun einen anderen Weg einschlägt und offensichtlich durchhält, schadet kein bisschen. Zusammen mit seinen Gästen Snoop Dogg, „The Rock“, Jose Cenquentez, Baby, Solé, Clipse, Method Man und R. Kelly bietet Ginuwine das ganze Spektrum seines Könnens.
Ob die recht gleichmäßige Verteilung und damit ständige Abwechslung zwischen Schmuse- und Party Tracks so glücklich gelungen ist, muss jeder entsprechend seiner persönlichen Hörgewohnheiten entscheiden. Tatsache ist, dass – so abgedroschen das klingt – für jeden was dabei ist. Von dem als erste Single ausgekoppelten Song „Hell Yeah“, einem Club Burner, spendiert uns Ginuwine bzw. Epic Records gleich noch einen Remix, bei dem neben Baby auch Clipse und R. Kelly (der diesen Top-Song auch geschrieben und produziert hat) zu hören sind.
Das ist die richtige Politik! Bei den Preisen sollten CDs nicht halb leer bleiben, sondern gut gefüllt im Laden eintreffen. Saubere Arbeit!
Künstler: Ginuwine | Album: The Senior | Label: Epic | VÖ: 23. Juni 2003