Der Titel deutet es an: Wyclef lässt sich wieder auf ein Spiel mit Verkleidungen ein, wie damals in den 90ern auf dem Album „Carnival“. Sein Neues ist aber nicht ganz so verspielt, vom Gesamteindruck her besser als „The Ecleftic“ und noch reaggaelastiger, als seine Melange mit Hip-Hop bisher schon war.Der Boss von Yclef Records präsentiert in seiner eigenen Radioshow 16 Tracks. Die ganze Sendung über trägt der Fugees-Gründer die Flamme des Gutmenschen mit sich herum. Ohne erhobenen Zeigefinger, mit einer einnehmenden Naivität kritisiert er die Lebensbedingungen in US-Großstädten („PJ’s“), teilt gegen Gangstarapper und Musikindustrie aus („You Say Keep It Gangsta“) und präsentiert den Zuhörern Hits gegen den Impuls zum Zappen („Two Wrongs“).
Dabei gibt er sich schlitzohrig und spielt mit kurzen Zitaten wie „Apache“ und „Ante up“. Der Studiogast Tom Jones sorgt (in „Pussycat“) weniger für Überraschungen, als es Kenny Rogers noch auf „The Ecleftic“ getan hat, der mit Wyclef gemeinsam „The Country Side Of Hip-Hop“ ausgelotet hatte. Und wieder muss Wyclef tun, was er bereits auf seinem letzten Album nicht lassen konnte – er covert einen Song, der eigentlich kein Cover braucht.
Während „Wish You Were Here“ gründlich in die Hose gegangen war, geht „Knockin‘ On Heaven’s Door“ in seinem textlichen Kontext (11. September) gerade noch mal durch. Wyclef hat längst seine Lücke im Markt gefunden – ins Schwärmen wie noch zu Zeiten der Fugees (Tranzlator Crew und Refugee Camp) gerät man aber nicht mehr.
Künstler: Wyclef Jean | Album: Masquerade | Label: Columbia | VÖ: 6. Dezember 2002