Brandy’s kleiner Bruder…das war er viel zu lange, immer im Schatten seiner Schwester. Doch auch für einen talentierten jungen Mann wie ihn ist das natürlich auch ein Türöffner, der Bruder eines Superstars zu sein.
Mit seinem zweiten Album „This Ain’t A Game“ und insbesondere der daraus ausgekoppelten Single „Wait A Minute“ hat er zumindest bei R&B-Fans ein gehöriges Maß an Aufmerksamkeit erringen können. Dabei ist der aus McComb, Missisippi stammende Ray J, alles andere als ein Newcomer: Mit 8 Jahren stand er für Werbespots vor der Kamera, mit 12 hatte er eine Hauptrolle in „The Sindbad Show“, und mit zarten 14 Jahren sogar seinen ersten Plattenvertrag, so dass er 1996 „Everything You Want“ veröffentlichen konnte, ein Album, das ebenfalls sehr empfehlenswert ist.
Bis zum neuen Longplayer hatte er auf verschiedenen Soundtracks ein paar Songs veröffentlicht, wovon zumindest „This Is Why I Lie“ (das auch als Single herauskam) jedem Black Music Fan ein Begriff sein dürfte. Im Gegensatz zu seinem Erstlingswerk ist „This Ain’t A Game“ deutlich kräftiger, härter; es hat mehr Hip-Hop-Einflüsse als Album Nummer Eins. Das ganze Album klingt modern, kantig und frisch.
Da spürt man die Handschrift von Produzenten wie The Neptunes, DJ Clue und „Dark Child“ Rodney Jerkins. Seiner Stimme mehr geschmeichelt hätten weichere Töne, denn hier hätte er sein Talent noch mehr ausspielen können. Nichtsdestotrotz ist „This Ain’t A Game“ ein sehr solides, mitreißendes Album geworden, das von der Produktion her absolut auf der Höhe der Zeit ist. Die leisen Töne werden auch nicht vergessen, doch herrschen auch hier eher kalt-synthetische Sounds vor, die Ray J’s Stimme sehr schön kontrastieren. Reizvoll!
Noch einmal zurück zu Brandy: In „Moesha“, der Sitcom seiner Schwester, ist Ray J als „Dorian“ zu sehen. Verwandte zu haben, ist manchmal halt doch ein großer Vorteil. Andererseits hat Ray J es nicht nötig, von seiner Schwester protegiert zu werden, denn er hat schon einige Kino-Erfahrung: Er spielte in „Once Upon A Time When We Were Colored“, „The Enemy Within“, „Steel“ und „Aftershock: Earthquake In New York“. Und in „Mars Attacks!“, aber mal ehrlich, wer hat da nicht mitgemacht? Ray J sieht sich selbst auch als Entertainer und möchte nicht auf eine bestimmte Kunst festgelegt werden und auch kein bestimmtes, glattgebügeltes Image bekommen, sondern frei sein, um ganz verschiedene Dinge tun zu können.
Mit dieser Einstellung wird es zwar keine schnelle, könnte es aber eine sehr lange Karriere werden. Zum soliden Fundament passt auch, dass er selbst auch schon etwas als Produzent tätig ist. Diese Vielschichtigkeit scheint seinem Album „This Ain’t A Game“ auch genützt zu haben. Zumindest ist es eine hervorragende, abwechslungsreiche Mischung für Anhänger modernen R&Bs.
Künstler: Ray J | Album: This Ain’t A Game | Label:Atlantic | VÖ: 5. November 2001