Du sitzt an irgendeinem Freitagabend im Sommer 2002 im Auto, willst in die neue Morcheeba reinhören und landest immer wieder bei Track 3. Und du hörst dir „Aqualung“ wieder und wieder an, ohne die Frage klären zu können: Ist das noch Melancholie oder etwa schon Kitsch, wenn Melodie und Instrumentierung so eingängig dahinschippern?
Morcheeba, die schon immer mehr als nur eine Trip Hop-Band waren, schaffen es, dich gefangen zu nehmen und wirken befreiend. Du vergisst die Hektik, kommst runter und freust dich an Details, für die du sonst keinen Blick hast. Das Album „Charango“ ist bewusst nach einem südamerikanischen Saiteninstrument benannt worden: die drei Londoner lassen es zum Soundclash zwischen Samba, Hip-Hop, Downbeat und der unterkühlten Funkiness des Northern British Soul kommen. Die beteiligten Stile werden aber nicht zu einem Brei geknetet, sondern touchieren sich nur.
Dabei passiert immer etwas, das zumindest das Prädikat ‚Ungewöhnlich‘ verdient: Kurt Wagner von Lambchop erklärt, worüber Paare in New York streiten. Und Slick Rick klärt nasal wie immer auf, warum er seine pastöse Frau umbringen will (im richtigen Leben war es der Cousin und Fett hat dabei keine Rolle gespielt …). Schicke Popmusik für den Spätsommer und die grauen Tage danach.
Künstler: Morcheeba | Album: Charango | Label: WEA | VÖ: 1. Juli 2002