„Allstar Funk“ sollte die Scheibe ursprünglich heißen – der jetzige Titel trifft es besser. Denn Produzent (Mousse T.) und Künstler spielen mit dem wohl funkigsten aller Bassisten. Das der – wie in der Single „Play with Bootsy“ – hin und wieder zum Spielball wird, kann ihm nicht zum Vorwurf gemacht werden. Es ist schon ein fast fatales Kunststück: Ausgerechnet die schwächste Nummer eines ganzen Longplayers wird als Single ausgekoppelt, um mit frenchhousigem Dance Cliprotationen zu ergattern.
Das dann auch noch als Weiterentwicklung des P-Funk zu verkaufen, zeugt von Arroganz. Wer sich 2002 ein Album von Bootsy Collins kauft, hat in der Regel ein über Parliament / Funkadelic sozialisiertes Funkverständnis und lässt sich nicht für dumm verkaufen. Davon abgesehen ist das Dutzend anderer Songs auf dem Album spannend und ideenreich arrangiert.
Gastauftritte von Seed, Till Brönner, Snoop oder der Prince-Chanteuse Rosie Gaines zeigen, dass die Zeit nicht stehengeblieben ist. Bootsy Collins, der Kurs auf die 60 nimmt, tut der Jungbrunnen überaus gut – die Youngster, die sich durch die Kollabos geadelt fühlen dürfen, zieht er in Sachen Funk aber allemal noch ab.
Beweis: der funky Trailer als würdiger Schlusspunkt, der eigentlich viel zu schade für einen Werbespot ist. Daumen hoch also beim Gesamteindruck – das Album ist sehr viel besser, als die gleichnamige Single vermuten ließ.
Künstler: Bootsy Collins | Album: Play With Bootsy – A Tribute To The Funk | Label: Play With Bootsy – A Tribute To The Funk | VÖ: 23. September 2002