It’s Showtime! Die E-Show begann eher als sie sollte, und zwar mit dem E-Fall im Internet. Die Plattenfirma zog die Veröffentlichung kurzerhand vor, so dass es in Deutschland noch für einen Charteinstieg von Null auf Eins reichte. Eigentlich bietet die Aufführung wenig Neues: Beats von Dr. Dre, gezielt Provokantes, bewusst Geschmackloses und Opfer verbaler Prügel (die diesmal von Moby bis Cheney reichen).
Der Vorhang hebt sich mit „White America“, da bekommt die relative Person der Zeitgeschichte Tipper Gore ihr Fett weg. Doch der Aufschrei dauert nur kurz, denn am Songende gesteht der böse Bube das Kalkül ein: I’m just playin‘ America, you know I love you. Ein wichtiges Geständnis! Eminem nimmt also wieder mal seine Ventilfunktion wahr, über die pubertierende Kids aus der ganzen Welt rebellieren können. Er kann das, was nicht sein darf und spaziert als schlagzeilenliefernder ‚Osama bin Eminem‘ durch die Medien.
Gleichzeitig gibt er sich erstmals überhaupt auf Platte verwundbar („Superman“) und es wird sogar gesungen („Hailie’s Song“)! Auch die „Stan“-Fraktion wird mit einem Song bedacht. Bei aller Schauspielerei muss man Eminem erneut ein außergewöhnliches Talent zum Rappen bescheinigen; auf Reime wie „They try to shut me down on MTV but it feels so empty, without me“ muss man erst mal kommen. We definitely need a little controversy – und Langeweile wäre der Tod des Theaters. Eminem hat diese Klippe in seiner aktuellen Inszenierung auf jeden Fall umschifft.
Künstler: Eminem | Album: The Eminem Show | Label: Aftermath | VÖ: 27. Mai 2002